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Wir feierten Syriens Freiheit - Historische Freude im Kulturcafé Windrose

Am 15.12.2024 verwandelte sich das Kulturcafé Windrose in Oberursel in einen Ort überschwänglicher Freude. Syrer und deutsche Gäste kamen zusammen, um das Ende der Assad-Diktatur zu feiern - ein Moment, der jahrzehntelange Unterdrückung beendet hatte.

Über den Fall eines Diktators. Über 54 Jahre Unterdrückung. Über das Ende der Angst. Über Dabke-Tänze und bewegende Lieder. Über Menschen, die in Deutschland ihr Leben aufgebaut haben und nun ihrer Heimat helfen wollen. Über vorsichtige Hoffnung für Syriens Zukunft.

Das Kulturcafé Windrose - Ein Ort der Begegnung seit 1976

Jihad, Betriebsleiter des KuCa und einer der Organisatoren, eröffnete die Feier mit einer warmherzigen Vorstellung des Vereins Windrose. Seit seiner Gründung 1976, ursprünglich für portugiesische Gastarbeiter, hat sich der Verein zu einer wichtigen Anlaufstelle für Menschen verschiedenster Nationalitäten entwickelt. Das Kulturcafé bietet heute vielfältige Unterstützung für Geflüchtete und Zugewanderte, ihre Kinder und Jugendlichen - von Schulhilfe bis hin zu kulturellen Aktivitäten.


Jahrzehnte der Unterdrückung unter dem Assad-Regime

In seiner bewegenden Rede zeichnete Yaman anschließend die düsteren Jahrzehnte der Assad-Herrschaft nach. Seit der Machtübernahme durch Hafez al-Assad 1970 stützte sich das Regime auf massive militärische und politische Unterstützung durch die Sowjetunion und später Russland. Der Marinestützpunkt Tartus wurde zur wichtigsten russischen Militärbasis im Mittelmeer ausgebaut. Nach der Machtübernahme 2000 setzte Baschar al-Assad diese enge Allianz fort - russische Waffen und diplomatische Unterstützung sicherten sein Überleben im Bürgerkrieg.


Yaman erinnerte an die friedlichen Proteste seit März 2011, die das Regime mit tödlicher Gewalt beantwortete. Besonders erschütternd waren seine Ausführungen zum berüchtigten Sednaya-Gefängnis, das Amnesty International als "menschliches Schlachthaus" bezeichnet. Das Verschwinden von etwa 200.000 Menschen in den Gefängnissen des Regimes zeigte die erschreckende Dimension der Unterdrückung.


"Endlich ohne Angst" - Die Erleichterung der syrischen Gemeinde

Die Erleichterung über das Ende dieser Ära war bei allen Anwesenden spürbar. "Endlich können wir ohne Angst mit unseren Familien in Syrien sprechen", erklärten mehrere Gäste. "Wir müssen nicht mehr jedes Wort abwägen aus Sorge, dass unseren Angehörigen etwas zustoßen könnte."


Dabke und Gesang - Freude in traditionellen Tänzen

Die Feier war geprägt von der traditionellen Dabke, einem lebhaften arabischen Kreistanz, bei dem sich Männer und Frauen an den Händen oder Schultern haltend gemeinsam in der Runde bewegten. Die charakteristischen Stampfschritte und rhythmischen Bewegungen zu arabischer Musik brachten die kollektive Freude zum Ausdruck. Einige Männer trugen zwischen den Tänzen bewegende Lieder vor, die Emotionen bei den Anwesenden weckten.


Zwischen Integration und Wiederaufbau - Gespräche über die Zukunft

In intensiven Tischgesprächen zwischen syrischen und deutschen Gästen wurde über die Zukunft gesprochen. Einige der anwesenden Syrer planen, beim Wiederaufbau ihrer Heimat direkt vor Ort mitzuwirken. Andere erzählten von ihrem Weg in Deutschland - wie sie seit 2014 durch Sprachkurse, erfolgreiches Abitur und Studium am Goethe-Institut ihren Platz gefunden haben und nun von hier aus den Wiederaufbau Syriens mit Spenden unterstützen.


Ein emotionaler Rückblick ...

Nach den bewegenden Reden zeigte eine Videodokumentation den langen Weg von den ersten Protesten 2011 bis zur aktuellen Situation auf. In den Gesichtern der Anwesenden spiegelte sich dabei die ganze Bandbreite der Emotionen wider - Trauer über die Verluste der Vergangenheit, aber vor allem Erleichterung und Zuversicht für die Zukunft ihrer Heimat.


... vor dem hoffnungsvollen Ausblick

Im Kulturcafé waren Getränke und Speisen vorbereitet, auch ein separater Spielbereich für die Kinder eingerichtet - hoffentlich kann die nächste Generation Syriens ebenso in Freiheit aufwachsen.


Das Kulturcafé Windrose bewies an diesem Tag einmal mehr seine wichtige Rolle als Ort der Begegnung und des Austauschs in Oberursel. Was als Feier der wiedererlangten Freiheit begann, wurde zu einem unvergesslichen Moment der Hoffnung und Gemeinschaft - getragen von der Gewissheit, zumindest Hoffnung, dass nach Jahrzehnten der Unterdrückung nun endlich ein Neuanfang möglich ist.


Realismus statt vorschneller Erwartungen

Vieles bleibt abzuwarten in den kommenden Monaten und Jahren. Ein brutales Regime wurde gestürzt, doch der Weg zum Wiederaufbau wird lang sein. Die von Assad und seinem Clan unrechtmäßig angehäuften Reichtümer - ob Gold oder andere Vermögenswerte des syrischen Volkes - wurden vermutlich bei seiner Flucht nach Russland außer Landes geschafft. In Gesprächen während der Feier schätzten viele, dass mindestens zwei Jahre vergehen müssen, bis sich die Lage stabilisiert.


Doch der erste, wichtigste Schritt ist getan. Die Diktatur ist beendet, und damit die Zeit größter Angst und Unterdrückung.







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