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Windrose Frühlingsempfang 2025: "Mitmachen statt Spalten"

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Gemeinsam für ein starkes Miteinander: Ein gelungener Vormittag im Kulturcafé


Liebe Freundinnen und Freunde der Windrose,


am Sonntagvormittag (23.03.2025) durften wir im gut gefüllten Kulturcafé zahlreiche Partner, Förderer, Freunde und Mitglieder zu unserem Frühlingsempfang begrüßen. Bei anregenden Gesprächen widmeten wir uns dem Thema "Mitmachen statt Spalten", das auch Leitlinie des Oberurseler Bündnisses für Demokratie und Menschenwürde ist.


Unser 1. Vorsitzender Michael Behrent begann mit einer offenen Betrachtung der aktuellen Herausforderungen. Er sprach über die absehbare Entwicklung zurückgehender Fördermittel für Vereine im kulturellen und sozialen Bereich und die Notwendigkeit, neue Wege der Zusammenarbeit zu finden.


Michael betonte, wie wichtig es ist, dass auch Menschen aus der Zivilgesellschaft das ehrenamtliche Engagement von Vereinen wie der Windrose durch praktisches Mitarbeiten und finanzielle Zuwendungen unterstützen: "Sonst werden in einem dramatisch schnellen Prozess Strukturen wegfallen, von denen wir ausgehen, dass sie eigentlich selbstverständlich da sind."


Zur Diskussion über öffentliche Förderung

So wurden in den letzten Jahrzehnten bestimmte staatliche Aufgaben, besonders im Bildungsbereich, an Vereinsstrukturen ausgelagert und wir stehen nun vor dem Dilemma, dass einerseits die öffentlichen Mittel für diese wichtigen Aufgaben knapper werden, andererseits aber beispielsweise Schulen die notwendigen Kompetenzen nicht ausreichend aufgebaut haben. Diese Situation betrifft besonders die Bildungsprojekte, einen Kern der Windrose, und fordert unser aller Aufmerksamkeit sowie kreative Lösungsansätze.


Vielfältige Projekte der Windrose

Einen kurzen Überblick zu unseren vielfältigen Projekten für Zugewanderte gab es bereits während der einleitenden Worte – während des Empfangs konnten sich alle Gäste bei den anwesenden Projektleitern noch genauer über unsere zahlreichen Projekte informieren:


  • Das Sprachcafé, das jeden Dienstag- und Donnerstagabend ab 18 Uhr stattfindet und regelmäßig etwa 20 Teilnehmer anzieht. Im gemeinsamen Kreis wird „Deutsch sprechen" geübt. Dann klappt's auch besser mit Prüfung, Integration, Arbeitsmarkt.

  • Die Schülerhilfe – als Kooperationsprojekt in der IGS und als „Freie Schülerhilfe" im Café – hier bieten wir vielen Dutzend jungen Menschen Unterstützung für ihren schulischen Erfolg und ihre Zukunft in Deutschland. Und machen interessante "Yalla!" Ausflüge mit Schülern.

  • Deutschkurse mit Kinderbetreuung für Eltern, die sonst keine Möglichkeit hätten, einen Sprachkurs zu besuchen (wie in allen Projekten freuen wir uns über weitere Ehrenamtliche).

  • Das Beratungscafé (montags um 17 Uhr und mittwochs um 11 Uhr), das bei Behördengängen und dem Ausfüllen von Formularen unterstützt. Hier werden Menschen mit gesundem Menschenverstand gebraucht, die einfach auch dabei helfen, Formulare zu verstehen und auszufüllen.

  • Das Fahrradflickwerk und Computerflickwerk – wir reparieren gespendete Fahrräder, die günstig an Geflüchtete und Einheimische weitergegeben werden. Und wir konnten seit 2020 ganze 750 Laptops an Geflüchtete übergeben für Ämterkommunikation, Schule und Jobsuche – der Krieg in der Ukraine machte das wieder dringend erforderlich. Das Reparaturcafé: Im Sinne der Nachhaltigkeit reparieren wir defekte Alltagsgegenstände aller Art, nach den Vorbereitungen 2024 seit Anfang 2025 geöffnet.

  • Der Salon Windrose zum Kennenlernen und Austausch in der multikulturellen Gesellschaft. Andere Sichtweisen kennenlernen, sich austauschen - dazu laden wir auch immer wieder Autoren zur Lesung ein.


Zur Bedeutung des Sprachcafés

Das Sprachcafé hat sich im vergangenen Jahr zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Zweimal wöchentlich treffen sich dort durchschnittlich 20 Teilnehmende, die an verschiedenen Tischen über alltägliche Themen auf Deutsch sprechen. Das Besondere an diesem Format: Während in formellen Kursen sozusagen „Grammatik und Vokabeln" gelernt werden, bietet das Sprachcafé den dringend benötigten Raum zum praktischen Üben der Sprache. Denn Integrations- und Sprachkurse sind Theorie – sie müssen gelebt werden.


Eine herzliche Einladung geht an deutschsprachige Interessierte, sich an diesem unterhaltsamen und bereichernden Austausch zu beteiligen – das Sprachcafé ist nicht nur ein Lernort, sondern auch eine Gelegenheit zur interkulturellen Begegnung.

Das Kulturcafé als Ort der Begegnung

Die Entwicklung des Kulturcafés in den letzten Jahren ist beeindruckend: 2024 war es an über 300 Tagen geöffnet und an 340 Tagen genutzt. Geschätzte 40.000 Besucher haben das Café besucht - sei es als Publikum bei Veranstaltungen, als Gäste des Cafébetriebs oder als Teilnehmer der Schülerhilfe und anderer Angebote. Mit 206 öffentlich angekündigten Veranstaltungen hat sich das Kulturcafé als lebendiger Treffpunkt in Oberursel etabliert.

Besonders erfreulich ist die zunehmende Eigeninitiative vieler Menschen und Organisationen, die mit eigenen Ideen und Veranstaltungskonzepten auf uns zukommen. Das Kulturcafé versteht sich als offener Raum, der solche Initiativen gerne aufnimmt und unterstützt.


Ein wichtiger Grundsatz des Cafés ist der weitestgehende Verzicht auf Eintrittsgelder bei Veranstaltungen. Dahinter steht die Überzeugung, dass kulturelle Angebote für alle zugänglich sein sollten und nicht durch kommerzielle Überlegungen geprägt sein dürfen. Das solidarische Geschäftsmodell sieht vor, dass wirtschaftlich erfolgreiche Formate wie Tagungen und Workshops die ideellen Projekte mittragen – ein Konzept, das Integration in ihrer Vielfalt aktiv fördert.


Das Kulturcafé ist zu einer festen Institution in Oberursel geworden. Eine Entwicklung, die uns mit Stolz erfüllt und Zuversicht für die Zukunft gibt.

Praktischer Tipp: Feste feiern und gleichzeitig unterstützen

Michael gab auch einen ganz praktischen Tipp, wie jeder unseren Verein über das Kulturcafé unterstützen kann: "Falls Sie mal einen Geburtstag feiern wollen, machen Sie es doch hier. Falls Sie sagen, ich habe aber nur 10 Leute, die ich einladen möchte, dann machen Sie es trotzdem hier. Am Freitagabend gibt es hier eine tolle Band. Sie buchen sich einen Tisch, lassen sich exklusiv ein kleines Menü hinstellen. Wir verdienen etwas Geld, und Sie haben einen tollen Geburtstag." Er fügte hinzu, dass er dies selbst vor zwei Wochen ausprobiert habe und es "großartig" war - eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Einige Anwesende konnten das gern bestätigen – das war ein richtig gelungener Abend bei gutem Essen, Musik und Tanz.

Inspirierende Beiträge unserer Gäste

  • Birgit Kindler vom Kunstgriff sprach über die langjährige Verbindung zum Windrose e.V. und die gemeinsame Überzeugung, durch Mitmachen Menschen zu aktivieren. In diesem Jahr feiert der Kunstgriff sein 40-jähriges Jubiläum und lädt alle Interessierten zu einer Veranstaltung in der Stadthalle ein. Die enge Kooperation mit der Windrose zeigt sich besonders beim "kleinen Mittwoch" im Kulturcafé. Beiden Vereinen ist das Prinzip der solidarischen Finanzierung wichtig: Kulturelle Angebote sollen für alle zugänglich sein, unabhängig von finanziellen Möglichkeiten. Besonders betonte Birgit die Bedeutung des Bündnisses für Demokratie und Menschenwürde in Oberursel, denn Spaltungstendenzen sind leider auch hier zu spüren:

"Wir wollen ein gemeinsames Oberursel für alle, die hier sind, die dazugekommen sind, die hier bleiben oder auch wieder gehen." Ein Ziel, das perfekt zum Motto des Tages passt.

  • Ludwig Reuscher vom Vereinsring gab Einblick in die Bedeutung der über 200 Vereine in Oberursel, darunter Bogenschützen und Billardclub. In Vereinen gewinnen junge Menschen soziale Kompetenz, lernen Teamarbeit und übernehmen Verantwortung – ein absolutes Kernthema auch der Windrose mit ihren Jugendprojekten. Vom Runden Tisch mit der Bürgermeisterin, an dem fast 100 Vereinsvorsitzende teilnahmen, berichtete er mit Freude – eine Erfahrung, die wir aus Sicht der Windrose bestätigen können.

"Unsere Vereine stehen für die Vielfalt des kulturellen und sozialen Lebens und machen Oberursel liebens- und lebenswert," betonte er und plädierte für stärkere Kooperation statt Konkurrenz um knappe Ressourcen. Sein Fazit: "Gemeinsam sind wir stark."

  • Bürgermeisterin Antje Runge sprach über Integration als wechselseitigen Prozess und Vielfalt als Gewinn: "Jede Person bringt etwas mit aus ihrer Kultur und Erfahrung – durch verschiedene Perspektiven entsteht etwas Neues.". Mit Entschiedenheit sprach sie davon, dass Integration nicht als "freiwillige Leistung" der Kommunen eingestuft sein sollte. Für sie ist dies eine grundlegende Notwendigkeit für eine stabile Stadtgesellschaft und langfristig wirtschaftlich sinnvoll.

Das Ehrenamt bezeichnete sie als "Basis der Demokratie" und das Kulturcafé als "Raum für alle – ein Reflexionsraum, ein Treffpunkt, ein Schutzraum". Besonders bewegend war ihr Dank an alle Ehrenamtlichen als "Kitt der gesamten Gesellschaft, des gesamten Oberursels."
  • Eine interessante Anekdote teilte sie über den Cricket-Verein, der in der Bundesliga spielt – mit Mitgliedern aus Pakistan, Indien, Afghanistan und Deutschland – eine Erkenntnis, die für viele und auch sie als Bürgermeisterin neu war und die Vielfalt unserer Vereinslandschaft unterstreicht.


Bis es so weit ist, dass die positive Sichtweise einer notwendig schnelleren Integration in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion rückt und dann auch noch umgesetzt wird, werden wir in der Windrose gewiss noch einiges zu tun haben. Wir werden sehr viele Menschen begleiten – Schülern helfen, mit Erwachsenen Deutsch üben, Integration fördern und leben und so unseren Anteil beitragen.


Ein herzlicher Dank

Ein besonderer Dank ging an alle Aktiven, die mit ihrem Engagement die Arbeit der Windrose erst möglich machen - sowohl Vereinsmitglieder als auch die vielen Menschen, die ohne Mitgliedschaft in den Projekten mitarbeiten.

Zum Abschluss

Der Frühlingsempfang hat gezeigt, wie stark unsere Gemeinschaft ist und wie viel wir gemeinsam bewegen können, wenn wir das Motto "Mitmachen statt Spalten" leben.

Bürgermeisterin Runge fasste zusammen, wofür wir in Oberursel stehen: "Egal woher du kommst, egal was du für eine Religion hast, für eine Hautfarbe hast, für eine sexuelle Bestimmung hast, wir in Oberursel schauen darauf, wer du bist, was du machst und wie du dich einbringst und nicht nach diesen sämtlichen anderen Kriterien. Und wir stehen hier für ein buntes, für ein vielfältiges Oberursel, für ein Oberursel an das wir glauben."


In diesem Sinne freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit mit allen Partnern und ein ereignisreiches Jahr 2025!


Und gleich nach dem Empfang wandelte sich die Bestuhlung für das nächste Event - der neue Projekt-Chor „Männerchor pur“ der Musikschule Oberursel. Unter der Leitung von Musikschulleiter Holger Pusinelli fanden sich 24 Bässe und Tenöre zusammen, denn "Die schönste Wohltat für das Ohr ist und bleibt der Männerchor".

Vielen Dank an Michael Ruffert für den wunderbaren Artikel in der Taunus Zeitung und das Gruppenfoto.


Herzliche Grüße,

Jürgen Kronz

2. Vorsitzender (kommissarisch)

Internationaler Verein Windrose Oberursel 1976 e.V.




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